3. Jahrtausend v. Chr.

 

Von Mesopotamien ausgehend, erreicht die Kunst der Steingravur den Mittelmeerraum.

      



Rollsiegel aus Hämatit mit Goldfassung.
1800 v. Chr.

Die großen Götter Syriens von Angesicht zu Angesicht (sich gegenüber stehend):
El, als babylonischer Gott der Fluten, und Ba’al, Gott des Gewitter, auf den Bergen stehend.
Vertikale Keilschrift-Inschrift: Name eines Dieners von Hadni-Addu.

 

 

Minoische Glyptik

 

Mit dem Volk der Minoer beginnt dann im 3. Jahrtausend v. Chr. die Geschichte der griechischen Glyptik. Die minoische Kultur war die früheste europäische Hochkultur im gesamten ägäischen Mittelmeerraum, wobei die größte Insel Griechenlands, Kreta, wahrscheinlich ihr Zentrum darstellte.


Erst im 19. Jahrhundert n. Chr., durch Ausgrabungen von Schliemann in Mykene, wurde die Bestimmung der bis dahin nicht einzuordnenden Siegel möglich. Ausgrabungen von Sir Arthur Evans in Knossos — um dort graben zu können, hatte er 1897 den Griechen den Hügel von Knossos für 122000 Piaster abgekauft — führten schließlich zur Entdeckung der "minoischen Kultur".
Der Name Minoer stammt von dem sagenhaften König Minos ab, in dessen Labyrinth – der Sage nach –  der Minotaurus, ein Stierwesen, gelebt haben soll. Hervorgegangen  aus einer Verbindung von Minos’ Frau Pasiphae mit einem Stier. Der Stier nimmt in der minoischen Religiosität unter allen Götterattributen eine Sonderstellung ein und findet sich deshalb auch oft auf den Siegeln.

Dass die Minoer sehr siegelfreudig waren, zeigen die zahlreichen Funde von Steinsiegeln, die durchbohrt sind und an einer Schnur um Hals oder Handgelenk getragen werden konnten.
 

 



Rekonstruktiertes Fresko aus Knossos
Stier-Sprung
1500 v. Chr.

Ob das nur aus wenigen Bruchstücken bestehende Fresko ursprünglich so aussah wie die Rekonstruktion ist fraglich.
Nach ägyptischem Vorbild, wurde von den Minoern für die Haut der Frauen weiße- und für die Haut der Männer rote Farbe verwendet.
 

Stiersprung
Länglicher Amygdaloid aus Karneol
22 x 12 mm






Der minoische Rhythonträger - Teil eines Prozessions-Freskos aus Knossos - trägt ein mit Silberperlen gefasstes und mit einer Schur oder einer Kette befestigtes Siegel am linken Handgelenk. Wahrscheinlich ein milchweiser Lentoid.
 

 



Abguss eines minoischen Siegels

Ein auf den Boden geworfener Stier wird von einem Löwen und einem Greif zerrissen.

(Tassie Nr.665)
© Scan: Prof. Dr. Pini
 


        
Karneol
Zwei ruhende Stiere   

Spätminoisch 1500 - 1400 v. Chr. Knossos/Kreta

 

  

     

Der linsenförmige Lentoid war neben dem mandelförmigen, länglichen Amygdaloid die wichtigste Steinform der minoischen und mykenischen Glyptik. Der Lentoid ist kreisrund und hat zwei flachgewölbte Seiten. In der Regel ist nur eine Seite mit einer Gravur versehen. Die Oberfläche hat im Bereich der Bohrung eine flachere Wölbung.

Auch der Amygdaloid ist in der Regel nur einseitig graviert. Der Rücken ist entweder glatt, oder mit zwei parallelen Rillen versehen.

Amygdaloid ist von der Mandelform abgeleitet, die Mandel gehört innerhalb der Gattung Prunus zur Untergattung Amygdalus.

 

 

 

  

Lentoide
Spätminoisch 1500 - 1400 v. Chr. Knossos/Kreta




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© Gerhard Schmidt 2009